Eid gegen Misshandlung in der Dharma-Praxis

23. Mai 2020

Die Allianz für Buddhistische Ethik ging 2019 aus der 16. Internationalen Konferenz von Sakyadhita hervor, einem internationalen Netzwerk buddhistischer Frauen. Auf der Sakyadhita-Konferenz hatten zahlreiche Frauen in Vorträgen von sexualisierter Gewalt und der Misshandlung berichtet, die sie in buddhistischen Gemeinschaften erlebt hatten. Um gemeinsam dagegen vorzugehen, wurde daraufhin die Allianz gegründet, die 2020 bereits über 500 Mitglieder aus 45 Ländern hatte. Jetzt hat die Allianz einen Text für einen „Eid gegen Misshandlung in der Dharma-Praxis“ vorgelegt.

Der Eid gegen Misshandlung in der Dharma-Praxis soll es ermöglichen, weltweit und traditionsübergreifend einen gemeinsamen Standpunkt für gesunde und sichere Schüler-Lehrer-Beziehungen und Praxisumgebungen einzunehmen. 

„Sowohl Missbrauch wie auch Untätigkeit in Bezug auf Missbrauch werden mit Argumenten gerechtfertigt, die auf Missverständnissen und Fehlinterpretationen buddhistischer Konzepte beruhen“, erklärten Vertreterinnen und Vertreter der Allianz. „Der Eid gibt uns die Möglichkeit, diese Ansichten einfach und klar als falsch zu kennzeichnen.“

Die Allianz für Buddhistische Ethik lädt alle Menschen, die innerhalb von Dharma-Organisationen lehren oder Führungsrollen innehaben, und alle Ordinierten ein, sich mit dem Eid auseinanderzusetzen und ihn auch selbst abzulegen. Auch Dharma-Gruppen, buddhistische Organisationen und Gemeinschaften sind eingeladen, den Eid zu unterstützen.

Sravasti Abbey, das erste tibetisch-buddhistische Kloster für westliche Nonnen und Mönche in den USA, und die Australische Sangha-Vereinigung (ASA) haben sich bereits zu dem Eid bekannt und erläutern in Videos auf der Webseite der Allianz ihre Beweggründe für diese Entscheidung. So betont die US-amerikanische tibetisch-buddhistische Nonne Bhikshuni Thubten Chodron, Gründerin und Äbtissin von Sravasti Abbey, dass es bei einer echten spirituellen Entwicklung unmöglich sei, anderen absichtlich Schaden zuzufügen. Der Ehrwürdige Mettaji, Mitglied des Leitungsausschusses der Australischen Sangha-Vereinigung, die den Eid einmütig gebilligt und abgelegt hat, empfiehlt allen buddhistischen Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen, den Eid ebenfalls abzulegen und jährlich zu erneuern.