Buddhistische Opern aus der ganzen Welt

3. August 2021

Dass der Buddhismus über die Jahrhunderte hinweg Einfluss auf die verschiedenen Kunstformen genommen hat, ist eine bekannte Tatsache. Dass es auch zeitgenössische buddhistische Opern gibt, ist dagegen im Westen wohl den wenigsten bekannt. Und erst recht überraschen dürfte es die meisten, dass eine zeitgenössische Oper – Mara: A Chamber Opera On Good And Evil ­– von dem bekannten buddhistischen Lehrer Stephen Batchelor (Libretto) stammt. Komponiert hat sie Sherry Woods. Margaret Gillon hat nun diese Werke recherchiert und sie auf der Website buddhistopera.org zusammengetragen.

Standbild aus Bhuridat, Das Jati (Zehn Leben des Buddha), Opern nach Jataka-Geschichten von Somtow Sucharitkul, Foto: © 2015 auf operasiam.com/bhuridat, Zusammenfassung auf: buddhistopera.org/#sontow-bhuridat

Beim Wort Oper denkt man meist an die musikalische Gattung des Theaters, die im Barockzeitalter, zu Anfang des 16. Jahrhunderts, im Westen Europas entstanden ist und Musik, Gesang, Verse, Tanz und Bühnengestaltung miteinander verbindet.

Im Mittelpunkt der Oper stehen oft legendäre Figuren und deren existenziellen Fragen und epischen Gefühle. Bei einer weit gefassten Definition der Gattung könnte sowohl die griechische Tragödie als eine Form von Oper betrachtet werden als auch das japanische Noh-Theater aus dem 13. Jahrhundert. Bei dem wird der Gesang durch Sprechgesang ersetzt und Musik und Tanz stehen im Vordergrund. Opern in diesem Sinn sind auch das in der tibetischen Kultur bekannte Achi Lhamo aus dem 14. Jahrhundert und die in der chinesischen Kultur bis ins 20. Jahrhundert verbreiteten, von reisenden Truppen gesungenen Opern, in denen die Unsterblichen und deren Schabernack und Kunstfertigkeit besungen wurde. So gesehen ist die Gattung buddhistische Oper keinesfalls neu – in den chinesischen Opern treten viele buddhistische Charaktere auf und sowohl das tibetische Achi Lhamo, als auch das japanische Noh-Theater sind in ihrer Weltauffassung und Aussage durchaus buddhistisch. 

Zeitgenössische buddhistische Opern

Neben den klassischen buddhistischen Opern gibt es aber auch zeitgenössische buddhistische Opern, Chorsinfonien und Oratorien. Komponiert werden sie oft von den besten Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit – wie John Adams und Phillip Glass – und Musikerinnen und Musiker von überragender Qualität tragen so manches Mal zum Entstehen hochkarätiger Produktionen bei. 

Beispiele sind Opern aus Sri Lanka und Thailand über die Jataka-Erzählungen und das Leben des Buddha, die wie eine Reihe von Romanen in Serien aufgeführt werden, Glass‘ Chorsinfonie Requiem, Bardo, Nirmanakaya, die Buddha-Passion des berühmten chinesischen Komponisten Tan Dun, Buddha and the Monkey King von Anna Vienna Ho, Mahosadha – Architect of Dreams, von Somtow Sucharitul, die Mila-Oper, die auf dramatische Weise Milarepas frühes Leben als zerstörerischer schwarzmagischer Zauberer zum Thema hat und MaraA Chamber Opera On Good And Evil, von Stephen Batchelor (Libretto) und Sherry Woods (Komposition). 

Standbild aus Buddhas Journey, Foto: © Augustokremo auf Wikimedia Commons (creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), Zusammenfassung: buddhistopera.org/#buddhas-journey

Online-Ressource: buddhistopera.org

Alle diese und mehr sind nun von Margaret Gillon akribisch zusammengetragen und Interessierten auf einer Website zugänglich gemacht worden. Die Online-Ressource möchte Menschen, die sich für buddhistische Opern interessieren, helfen, Aufnahmen auf ausnahmslos hervorragendem musikalischem Niveau und Aufführungsinformationen zu finden. Die Autorin der Webseite hat den Gruppen und Spielstätten, die diese Werke aufführen, sogar geraten, in ihren Beschreibungen den Begriff „buddhistisch“ zu verwenden, damit die Suche im Internet produktiver wird.  

Die Website ist reich an Informationen, zu jeder Oper hat Margaret Gillon Zusammenfassungen und Links erstellt zu Hörproben, Bildern und ganzen Aufführungen, sofern vorhanden. Entstanden ist so eine Seite, die man immer wieder besuchen wird und Margaret Gillon hofft, dass die Besucher sie auf weitere buddhistische Opern hinweisen werden und diese wertvolle Online-Ressource so weiter wachsen kann.

Susanne Szabadkai

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