Buddhistische Nonne positioniert sich gegen Menschenrechtsverletzungen

21. März 2018

Sie wünsche sich von buddhistischen Religionsgemeinschaften weltweit „eine klare Positionierung in Sachen Menschenrechte, Demokratie und Frieden“, schreibt in einem aktuellen Statement die buddhistische Nonne in tibetischer Tradition Jampa Tsedroen, auch bekannt als Dr. Carola Roloff, Gastprofessorin für Buddhismus an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg.

Jampa Tsedroen | Dr. Carola Roloff

In dem Statement von Carola Roloff heißt es im Wortlaut: 

„Ich wünsche mir von buddhistischen Religionsgemeinschaften weltweit eine klare Positionierung in Sachen Menschenrechte, Demokratie und Frieden. Dass Michel Aguilar als Vertreter der EBU im Europarat jahrelang der Menschenrechtskommission vorsaß, spricht Bände über das Potenzial des Buddhismus und sollte uns alle mit Stolz erfüllen. Weder Diskriminierung aufgrund von Rasse oder Geschlecht etc. noch Hassreden gegen den Islam lassen sich mit meinem persönlichen Verständnis eines aufgeklärten Buddhismus verbinden.

Wir können aber nicht leugnen, dass manche Buddhisten das anders sehen. Gerade in der heutigen Zeit ist eine klare Positionierung gegen Fremdenfeindlichkeit und religiöse Intoleranz, gegen Gewalt, jede Art von Diskriminierung und Rassismus unentbehrlich, von sexuellem Missbrauch ganz zu schweigen. Es würde dem Buddhismus gut zu Gesicht stehen, sein Image der tolerantesten und friedlichsten Religion weltweit mit Inhalten zu füllen und es nicht bei Lippenbekenntnissen zu belassen. Geschieht das nicht sehr bald, kann sich das Blatt sehr schnell wenden und der Buddhismus einen immensen Imageschaden nehmen.

Der Westen korrigiert schon seit einigen Jahren sein Bild vom Buddhismus. Leider tragen die sexuellen Missbrauchsvorwürfe, Hassreden gegen den Islam und die Geschehnisse in Myanmar und Sri Lanka zunehmend zu einer Stigmatisierung des Buddhismus bei. Die Menschen können das oft nicht trennen. Sie differenzieren nicht, sondern sagen „der Buddhismus“ ist ja doch nicht so friedlich, wie ich dachte. Oder: Das hätte ich von „den Buddhisten“ nicht gedacht. Wir sitzen also alle in einem Boot.

Kürzlich auf einer Reise erzählte mir eine Frau, dass ihre Schwester sich wegen des sexuellen Missbrauchs „in buddhistischen Kreisen“ vom Buddhismus losgesagt und sämtliche Bücher und Ritualgegenstände weggeworfen und ihre Mitgliedschaft bei Rigpa gekündigt habe. Ähnliches hörte ich von langjährigen Förderern einer caritativen Organisation sowie der DBU. Grund waren entweder die Vorkommnisse selbst oder die mangelnde Distanzierung von diesen seitens der DBU.

Es sind vielleicht noch Einzelfälle. Aber wenn wir weiter wegschauen und stillschweigen, wird es nicht besser, wie die Entwicklung seit den 1990er Jahren deutlich erkennen lässt. Buddhistische Relgionsgemeinschaften können sich nicht länger ihrer Verantwortung entziehen, Probleme innerhalb des Buddhismus klar zu benennen, über die Hintergründe zu informiern und so zur Differenzierung beizutragen.“ 

Dr. phil. Carola Roloff
Gastprofessorin für Buddhismus
Universität Hamburg, Akademie der Weltreligionen