Ajahn Brahm wird 70 Jahre alt – kein Witz

7. August 2021

Heute, am 7. August 2021 wird der international bekannte und populäre Mönch Ajahn Brahm 70 Jahre alt. Ajahn Brahmavamso, so sein voller Ordinationsname, ist Abt des buddhistischen Klosters Bodhinyana in Westaustralien, Mitbegründer der Australischen Sangha-Vereinigung, spiritueller Leiter der Buddhistischen Gesellschaft von Westaustralien und Leiter oder Berater weiterer buddhistischer Einrichtungen in Australien, Europa und Asien.

Ajahn Brahm, Foto: © Bodhinyana Kloster, Westaustralien

Geboren am 7. August 1951 in London, England, als Peter Betts, wuchs er in einfachen Verhältnissen auf, konnte aber dank eines Stipendiums Theoretische Physik an der englischen Cambridge Universität studieren. Bereits im Alter von sechzehn Jahren hatte er die ersten buddhistischen Bücher gelesen und sich seitdem als Buddhist betrachtet. Während des Studiums schloss er sich der Buddhistischen Gesellschaft der Universität an und als er dort den ersten Mönch sah, wusste er, dass es das war, was er werden wollte. 

Nach dem Studienabschluss unterrichtete er zunächst für ein Jahr an einer Schule, ehe er nach Thailand reiste, wo er 1974 im Alter von 23 Jahren im Kloster Wat Saket, in Bangkok zum Mönch ordiniert wurde. Anschließend studierte er neun Jahre lang in der thailändischen Theravada-Waldtradition unter der Leitung des berühmten Meditationsmeisters, des Ehrwürdigen Ajahn Chah. Im Kloster Wat Pah Nanachat, einem extra für Westler errichteten Kloster in der Nähe von Wat Nong Pah Phong, dem Kloster Ajahn Chahs, hatte Ajahn Brahm die Aufgabe, auf die Einhaltung und korrekte Anwendung der Ordensdisziplin zur achten. 

Im Jahr 1983 kam er der Einladung der Buddhistischen Gesellschaft Westaustraliens nach und siedelte nach Australien um, um dort noch im selben Jahr zusammen mit Ajahn Jagaro das Kloster Bodhinyana in Serpentine, in West-Australien zu gründen. Im Jahr 1994 wurde er Abt des Klosters und ist es bis heute geblieben. Bodhinyana ist heute das größte Kloster in der Theravada-Tradition außerhalb Asiens und es gibt eine lange Warteliste von Männern, die dort ordiniert werden möchten. Unter Ajahn Brahms Leitung wurden weitere Klöster, Meditationszentren und buddhistische Einrichtungen in Australien gegründet, unter anderem half er bei der Entwicklung des australischen Nonnenklosters Dhammasara, welches wie Bodhinyana in der Nähe der Großstadt Perth gelegen ist. 

Internationale Bekanntheit erlangte Ajahn Brahm durch mehrere erfolgreiche Bücher und durch seine mehr als 1 000 Vorträge, die heute weltweit durch Livestreams verfolgt werden können. Sie stehen zusätzlich als Audiodateien auf der Website und als Videodateien auf dem YouTube-Kanal der Buddhistischen Gesellschaft Westaustraliens bereit.

Haupthalle des Klosters Bodhinyana, Westaustralien, Foto: © Bodhinyana

Seine Beliebtheit verdankt Ajahn Brahm unter anderem seiner zutiefst menschlichen Art und seinem britischen Humor. Er ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und kaum einer seiner oft sehr lebenspraktischen Vorträge vergeht ohne einen seiner fast schon berüchtigten Witze. Ajahn Brahm wird „als der Theravada-Meister in Erinnerung bleiben, der das, was manche einst für eine abweisende und strenge Religion hielten, mit einer menschlichen Note versah.“ schreibt ein Mitarbeiter des internationalen buddhistischen Nachrichtenportals buddhistdoor im Jahr 2013, und weiter:

Ajahn Brahm [wirft] eine inspirierende Silhouette auf seine Zuhörer und Leser: liberal, anpassungsfähig, mutig, seinen Überzeugungen treu ergeben und dennoch moderat in deren Ausdruck. Es ist die Tiefe und Vielfalt seiner Stärken – Ehrlichkeit, Humor, Fröhlichkeit, Zärtlichkeit und Entschlossenheit –, die ihm in der weltweiten buddhistischen Gemeinschaft ein bewunderndes Publikum verschafft haben.

A monk four our times: Ajahn Brahm in Hong Kong

Bekannt geworden ist Ajahn Brahm auch durch die sogenannte „Bhikkhuni-Kontroverse“. Am 22. Oktober 2009 gab er mit anderen Mönchen in dem von ihm geleiteten Kloster in Perth vier Frauen die Anerkennung als Bhikkhuni, das heißt als vollordinierte buddhistische Nonne. Da einige Mönche aus der thailändischen Waldklostertradition der Bhikkhuni-Ordination ablehnend gegenüberstehen wurde Bodhinyana von der Liste der Zweigklöster des Klosters Wat Nong Pa Phong entfernt, nachdem sich Ajahn Brahm geweigert hatte, die Ordination im Nachhinein für ungültig zu erklären. Einige Mönche aus dieser und anderen Traditionen Asiens verweigern sich bis heute der Ordination von Bhikkhunis, obwohl die dazu angestellte Grundlagenforschung die Rechtmäßigkeit der Bhikkhuni-Ordination nach dem Vinaya herausgearbeitet hat.

So wie in der Angelegenheit der Bhikkhuni-Ordination meldet sich Ajahn Brahm auch zu Wort, wenn es um soziale Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen geht. Er hat zum Beispiel die gleichgeschlechtliche Ehe nachdrücklich unterstützt und sich zur Notlage von Asylbewerbern in Australien geäußert. Generell macht er sich einen Multikulturalismus zu eigen und sorgt wo er kann dafür, dass alle den gleichen Status und die gleichen Chancen haben. 

„Das hohe Ansehen, das Ajahn Brahm genießt, hat das Profil des Buddhismus in Australien geschärft und der örtlichen Gemeinschaft ein größeres Selbstbewusstsein gegeben. Viele Menschen sind in die Stadt Perth umgezogen, die in der Nähe des Klosters liegt, um unter Ajahn Brahms spirituellen Führung zu leben. Ajahn Brahm steht im Zentrum einer wachsenden Gemeinschaft, die eine einzigartige australische buddhistische Identität entwickelt“, fasst die Buddhistischen Gesellschaft Westaustraliens auf ihrer Website zusammen.  

 Kirsten Schulte