Hosokawa Shinsuke

Zen-Worte und Ghibli

Heft: 01 | 2023 Sprechen
Verlag:Angkor Verlag
Ort:Frankfurt am Main
Jahr:2022
ISBN:978-3-943839-77-7
Preis:15 €
Seiten:178
Aus dem Japanischen übersetzt von Susanne König
Paperback

Rezension

Ghibli ist Kult. Und eine der wichtigsten Filmproduktionsfirmen der Welt, mit Oscars und vielen anderen Preisen ausgezeichnet. Ihr Film „Prinzessin Mononoke“ von 1997 war einer der erfolgreichsten Filme Japans. Aber um das zu wissen, muss man schon Anime-Fan sein: Das ist ihr Genre.

Der Zen-Mönch Hosokawa Shinsuke, Abt des Ryuunji in Tokio, ist mit den Ghibli-Filmen aufgewachsen. Und als er den Präsidenten von Ghibli, Suzuki Toshio, kennenlernte, war er beeindruckt, vor allem von dessen innerer Freiheit, die ihn an Zen erinnerte. Er erkannte auch, dass die Botschaft der Ghibli-Filme dem Zen ähnlich ist: „Das menschliche Dasein ist es wert zu leben.“

Entstanden ist so eines der pfiffigsten Zen-Bücher: Hosokawa verbindet Zen mit einigen der berühmtesten Ghibli-Filme, interpretiert sie im Zen-Sinn und hat dazu manchmal auch sehr persönliche Assoziationen. Beim Film „Kikis kleiner Lieferservice“, der von einer angehenden Hexe erzählt, kommt er auf seine eigene Pubertät zu sprechen und auf die Erforschung der eigenen Natur – ein wichtiges Ziel im Zen. Zudem hat Kiki alles verloren; ihre Rettung ist, dass sie den Gedanken loslässt, alles verloren zu haben. Da kann sie auf einmal wieder fliegen. Das ist für Hosokawa wie beim Zazen, wenn man alles loslässt. Im Film „Wie der Wind sich hebt“ um den Flugzeugingenieur Jiro Horikoshi und die todkranke Naoko Satomi fallen ihm die berühmtesten Worte in der Welt des Teewegs von Teemeister Sokan auf: „eine einmalige Gelegenheit im Leben“. Jede Begegnung mit einem anderen Menschen, jeder Augenblick, ist einmalig, man muss „das Leben, so wie es grade ist, voll ausleben“. So streift Hosokawa durch 14 Filme.

Ganz besonders sympathisch ist, dass Hosokawa nicht predigt, sondern sehr erfrischend mit seinem durchaus beachtlichen Zen-Wissen umgeht. Immer wieder einmal schreibt er, dass er dieses oder jenes Zen-Wort oder ein Koan überhaupt nicht verstanden hat und spricht ohne Koketterie seine Zweifel aus. Auch ohne die Filme zu kennen, hat man seine Freude an diesem bescheidenen Buch – und fühlt sich inspiriert, sich die Filme bei der nächsten Gelegenheit einmal (oder wieder) anzusehen.

Susanne Marschall

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