Shundo Aoyama

Zen im richtigen Leben

60 Lehren über Einfachheit, Dankbarkeit, Glück

Heft: 01 | 2022 Fürsorglich
Verlag:Theseus Verlag
Ort:Bielefeld
Jahr:2021
ISBN:978-3-95883-497-2
Preis:18,00 €
Seiten:160
Aus dem Englischen unter Heranziehung des japanischen Originaltextes übersetzt von Barbara Knab
Hardcover

Rezension

Das wahre Zazen? Das erlebt man im Antaiji (einem buddhistischen Tempel in Kyoto in Japan)“, schreibt Shundo Aoyama, Äbtissin eines Nonnenausbildungsklosters, die als Fünfjährige ins Kloster kam und in Japan durch ihre Vorträge und Fernsehauftritte sehr bekannt ist. Sie fährt fort: „Zazen-Halle klingt beeindruckend, doch im Antaiji handelte es sich um einen eher schäbigen Raum.“ Zwei schriftliche Hinweise hingen an der Eingangstür: „Lass die anderen in Ruhe. Alle widmen sich ihrer eigenen Übung.“ Und: „Hier geschieht alles in Stille. Wir produzieren keine Töne, rezitieren keine Sutren und verzichten auf eine offizielle Begrüßung.“ Der damals leitende Meister Uchiyama Roshi ergänzte noch: „In dieser Halle bedeutet Sesshin, dass wir fünf Tage lang so Zazen üben, als wäre es nur eine einzige Runde.“ Fünfundfünfzig Minuten Sitzen, dann fünf Minuten Pause.

Viele Geschichten wie die über Antaiji erzählt Shundo Aoyama in ihrem Buch. Sie war im Frühling dort, und es war eiskalt. „Der Meister hielt keinen Vortrag, niemand rezitierte Sutren, niemand ging mit dem kyosaku („Stock des Erwachens“, um den Zen-Übende während eines Sesshins bitten können, wenn der Geist zu unruhig oder schläfrig wird – Anm. der Red.) herum, und der Meister sprach nicht einzeln mit den Übenden. Nichts, aber auch gar nichts lenkte einen ab.“ Sehr lebendig erzählt Shundo Aoyama von diesem „wahren Zazen“, bei dem auch niemand aufgeweckt, niemand ermahnt wurde. Nichts passierte, man saß einfach stundenlang.

Diese Sammlung von Geschichten ist vor 25 Jahren zum ersten Mal erschienen. Die erweiterte Neuübersetzung ist jetzt unter dem Titel „60 Lehren über Einfachheit, Dankbarkeit und Glück“ erhältlich. Es sind oft sehr persönliche Geschichten, in denen die Autorin von ihrem Leben erzählt, von ihren Einsichten und häufig auch von Fehlern, die sie begangen hat. Mit einfachen Worten und ausgehend von kleinen Beobachtungen untersucht sie die Rolle von Lob und Tadel, kritisiert falsche Bescheidenheit, denkt über Recht und Unrecht nach und über die Falle der eigenen Interpretationen, mit denen man andere Menschen beurteilt.

Georg Patzer

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