Jason Hickel

Weniger ist mehr

Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind

Heft: 03 | 2022 Heimat
Verlag:oekom verlag
Ort:München
Jahr:2022
ISBN:978-3-96238-284-1
Preis:24,00 €
Seiten:348
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Leipprand
Hardcover

Rezension

Der buddhistische Begriff „Vipassana“ wird häufig mit den Worten „genau hinschauen“ wiedergegeben. Dieses Vorgehen hat Jason Hickel in seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch „Weniger ist mehr“ angewendet. Ohne die Silbe „buddh“ zu benutzen, hat er dabei Einsichten entwickelt, die die Essenz des Dharma ausdrucken. So stößt er auf „eine Ontologie des Inter-Being, der wechselseitigen Verbundenheit allen Seins“ und stellt fest: „Nichts existiert für sich allein. Individualität ist eine Illusion. Das Leben auf diesem Planeten ist ein verwobenes Geflecht aus Werden mit Anderen.“

Jason Hickel lebt in London, ist Wirtschaftsanthropologe und Berater für den Green New Deal for Europe. Er rechnet mit dem Kapitalismus ab, ohne die Alternativen im Kommunismus oder im radikalen Verzicht zu suchen. Auf dem Hintergrund einer äußerst interessanten historischen Analyse entwickelt er konkrete Schritte für eine Transformation hin zu einer Wirtschaft, die zum Wohle aller agiert und unsere Lebensgrundlagen bewahrt.

Hickel empfiehlt eine Art „Notbremse“, denn ein „Ende der geplanten Obsoleszenz, die Deckelung des Ressourcenverbrauchs, die Verkürzung der Arbeitswoche, die Verringerung der Ungleichheit und die Ausweitung der Gemeingüter … verändern die tieferliegende Logik des Kapitalismus von Grund auf“. Auf dem Hintergrund der „Macht der Demokratie“ beschreibt er eine Wirtschaftsweise, die er „stationär“ nennt und die „zwei wesentlichen Prinzipien folgt, um im Gleichgewicht mit der lebendigen Welt zu bleiben: 1. Entnimm nie mehr, als die Ökosysteme regenerieren können. 2. Erzeuge nie mehr Abfall oder Verschmutzung, als die Ökosysteme sicher absorbieren können.“ Im abschließenden Kapitel „Alles ist verbunden“ entwirft Hickel „eine zweite wissenschaftliche Revolution“ und eine „postkapitalistische Ethik“. Eine fruchtbare Lektüre für alle Menschen, die sich für eine gesellschaftliche Transformation einsetzen mochten.

Manfred Folkers

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