Edward M. Podvoll

Von Psychose genesen

Psychosen verstehen und behandeln

Heft: 01 | 2019 Wachsen
Verlag:Norbu Verlag
Ort:Freiburg
Jahr:2018
ISBN:978-3-944885-17-9
Preis:32,00 €
Seiten:504
Hardcover

Rezension

Das Buch Von Psychose genesen ist eines der wenigen, die davon ausgehen, dass Psychosen heilbar sind – im Wesentlichen durch eine ruhige, haltgebende Umgebung und konstante mitmenschliche Zuwendung. Es ist damit ein Lichtblick in der ansonsten stark pharmakologisch geprägten Literatur zu diesem Thema. Der Autor, Edward Podvoll (1936–2003), Psychiater, Therapeut und Buddhist, begründete das Institut für kontemplative Psychotherapie an der Naropa Universität. Sein großes Interesse galt der Erforschung des menschlichen Bewusstseins, den Bedingungen geistiger Gesundheit und damit auch dem, was den menschlichen Geist in Verwirrung führt.

Das Buch beginnt mit vier sehr unterschiedlichen Erfahrungen von Menschen, die selbst eine Psychose durchlebt haben. Ihre Reiseberichte durch psychotische Innenwelten können wir aus erster Hand mitverfolgen. Deutlich werden dabei jeweils die Vorgänge, die zu dieser Störung führten, die Phasen der Psychose selbst und die Prozesse der Heilung. Podvoll ging es um die Entwicklung eines Arbeitsmodells, das praktisch anwendbar ist – nicht nur bei Psychosen, sondern auch bei anderen psychischen Erkrankungen und Ausnahmezuständen. Im zweiten Teil des Buches lesen wir etwas über den Heilansatz der „therapeutischen Wohngemeinschaft“, aus dem das Windhorse-Projekt entstanden ist. Darin verbindet Podvoll alte Heilweisheiten westlicher und östlicher Kulturen sowie mitmenschliche Zuwendung zu einer ganzheitlichen Methode. Erfahrungen mit ihrer Anwendung und Anregungen für ihre praktische Umsetzung runden das Kapitel ab. Der dritte Teil des Buches ist erst viel später, nach einem zwölfjährigen meditativen Rückzug Podvolls, entstanden und ist nun Teil der Neuauflage. Er beschreibt dort noch präziser die grundlegende psychotherapeutische Haltung, welche ihre Kraft aus der buddhistisch geprägten Haltung des Mitgefühls bezieht.

Unglaublich ist für mich, dass so viel von dem Wissen um die heilsamen Faktoren in der Begleitung von Menschen verloren gegangen ist. Heute erscheint die lebenslange Einnahme von Antipsychotika als die einzige Behandlung von Psychosen. Aktuell tauchen mehr Ansätze zur außerstationären Begleitung von psychischen Krisen auf. Tilmann Borghardt trägt mit dieser gelungenen Neuüberarbeitung wesentlich dazu bei. Nicht zuletzt gewinnt das Buch zudem dadurch Aktualität, dass es auch für Menschen, die einer Meditationspraxis folgen und Bekanntschaft mit Extremzuständen gemacht haben, eine wertvolle Orientierungshilfe bietet.

Patrizia Heise

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