Herbert Guenther

thig-le

Höchste Einfachheit als dynamische Vielfalt

Heft: 04 | 2018 Wohin?
Verlag:Buddhistischer Studienverlag
Ort:Berlin
Jahr:2018
ISBN:978-3-937059-27-3
Preis:25,00 €
Seiten:312
Klappenbroschur

Rezension

Kern der tibetischen Dzogchen-(rDzogs-chen-)Tradition ist die Sicht, dass Geistigkeit eine untrennbare Dimension alles Erscheinenden ist, eines Ganzen, welches wir selbst und von dem wir doch nur ein Teil sind. Diese Sichtweise macht Herbert Guenther anhand wunderbarer poetischer Texte von Padmasambhava, Vimalamitra, Longchen Rabjam und anderen großen tibetischen Lehrern in thig-le erfahrbar. Geprägt durch kulturelle Konzepte, entsteht immer wieder die Tendenz, direktes Erleben in Begriffen und gedanklichen Systemen einzufangen und mit dem Denkvorgang stillzulegen. Mit einer beeindruckenden Zusammenstellung und Kommentierung der vielfältigen und hochkomplexen Erklärungen der großen Meister des Dzogchen wird ein Zugang zur Tiefe und Weite zentraler Begriffe der tibetischen Philosophie wie sangs-rgyas (Buddha), sems (Geist), thig-le (Tropfen), gzhi (Grund),

kun-tu-bzang-po (Samantabhadra) eröffnet. Eine unschätzbare Hilfe, „wenn wir das Mysterium erforschen wollen, das wir für uns selbst (und für andere) sind“. Die durchaus widerständige, da ungewohnte Sprache, die Guenther in seinen Übersetzungen und Kommentaren wählt, hilft, die eingefahrenen, nicht nur westlichen Denkmuster einer starken Objekt-Subjekt-Trennung loszulassen. Sie lädt ein, sich neu auf die prozesshafte Qualität unseres direkten Erlebens einzulassen. Das Vorwort der Herausgeber Ilse Guenther und Peter Gäng ist dabei ein unschätzbarer Leitfaden. Mit thig-le präsentiert der Buddhistische Studienverlag ein beeindruckendes Buch – nicht nur für Meditierende.

Lily Besilly

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