Gerd Bausch

Strahlendes Mitgefühl

Das Leben des 16. Gyalwa Karmapa Rangdjung Rigpe Dorje, 2. Band

Heft: 03 | 2019 jung & alt
Verlag:Edition Karuna
Ort:Darmstadt
Jahr:2019
ISBN:978-3-9820429-9-2
Preis:24,90 €
Seiten:420
Hardcover

Rezension

Der 16. Gyalwa Karmapa (1924–1981), das Oberhaupt der Karma-Kagyü-Linie des tibetischen Buddhismus, war einer der außergewöhnlichsten buddhistischen Meister des vergangenen Jahrhunderts. Gerd Bausch beleuchtet im 2. Band seiner Biografie die letzten sechs Jahre des großen Bodhisattvas mit den eindrucksvollen Bildern einer strahlenden Persönlichkeit, deren Wirken die Entwicklung des Dharma in Asien und im Westen auf besondere Weise geprägt hat. Zur Bedeutung des Wortes „Dharma“ sagte Karmapa: „Beim Dharma geht es darum, sich zu bemühen, von den Ursachen des Leidens Abstand zu gewinnen und schließlich die Natur unseres Geistes zu verwirklichen.“ Diese Aussage gilt für alle buddhistischen Traditionen. Karmapas Kloster in den USA erhielt so den Namen „Karma Triyana Dharmachakra“, das heißt „der Ort, an dem das Rad der Lehre der drei Fahrzeuge Theravada, Mahayana und Vajrayana gedreht wird“. Dieser Name soll Karmapas Auffassung verdeutlichen, dass „dem tibetischen Buddhismus ohne die Sutras das Fundament fehle“, und es zeigt, von welch unschätzbarem Nutzen Karmapa für die Verbreitung des Dharma aller Traditionen auf der ganzen Welt war. Wie schon im ersten Band der Biografie zeigt uns Bausch auch hier in inspirierender Weise Karmapas erleuchtete Qualitäten mit großer Sensibilität. In einem besonderen Abschnitt beleuchtet er seine Buddhaaktivitäten, bevor all jene zu Wort kommen, denen Karmapa rund um den Globus begegnet ist. Die Probleme der Karma-Kagyü-Linie hat Karmapa ebenso vorausgesagt wie die gute Lösung, die jetzt nach dem Treffen der beiden Karmapas zu erwarten ist.

Bewusste Leserinnen und Leser beginnen die Bedeutung „hinter den Dingen“ zu erahnen, wenn er die vielen Geschichten auf der „konkreten Ebene“ aus dem „ungewöhnlichen Alltag“ Karmapas verfolgt, die in einer sehr lesbaren und reich bebilderten Weise dargestellt sind. Das kann der eigenen spirituellen Suche den Weg weisen, wie auch Seine Heiligkeit der 41. Sakya Trizin in seinem Geleitwort bemerkt. Besonders berührend sind die außergewöhnlichen Geschehnisse beim Abschied von Karmapa unter der Überschrift „Die letzte große Belehrung“. So war Karmapa mit seiner schier unbeschreiblichen Einfachheit, seiner ebenso durchdringenden Präsens, seiner erwachten und gleichzeitig geerdeten Lebendigkeit ohne erkennbare Grenzen oder Beschränkungen seiner Herzenswärme und Güte wie ein Buddha in unserer Zeit. Das Buch vermittelt diese spirituelle Kraft und den damit verbundenen Segen unmittelbar.

Hans-Erich Frey

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