David R. Loy

ÖkoDharma

Buddhistische Perspektiven zur ökologischen Krise

Heft: 03 | 2021 Was trägt?
Verlag:edition steinrich
Ort:Berlin
Jahr:2021
ISBN:978-3-942085-75-5
Preis:24,90 €
Seiten:316
Aus dem Englischen übersetzt von Dennis Johnson
Hardcover

Rezension

In seinem jüngsten Buch „ÖkoDharma“ tut der Zen-Lehrer und Philosophieprofessor David Loy etwas sehr Wirkungsvolles: Er wendet die meditative Betrachtung auf gesellschaftliche Phänomene an. So erkennt er Stolpersteine: Ist es wirklich so, wie wir es gemeinhin verstehen? Trifft unsere Auffassung von Geld wirklich den Sachverhalt? Sind wir wirklich von der Welt getrennte Einheiten? Der Autor macht die uns völlig selbstverständliche Vorstellung eines getrennten, beständigen Ich als Quelle unserer gegenwärtigen Lage aus, einer Lage, an der er auch den Buddhismus beteiligt sieht. Obwohl dieser kein grundlegend dualistisches Verständnis hat, tendiert er immer wieder dazu, etwa in der Fixierung auf das Nirvana als anzustrebenden Zustand, der uns aus dieser illusionären Welt des Leidens befreie. Im Laufe des Buches wird immer deutlicher: Gefahr droht stets dann, wenn wir eine Erfahrung zu einer bleibenden Wahrheit verfestigen. Sofort sind wir aus dem Nichtgetrenntsein gefallen, stehen der Welt, die wir erfasst zu haben meinen und nun endlich richtig gestalten wollen, gegenüber. Erliegen wir dem nicht, können wir – und das ist wesentlich – angemessen reagieren. Wir haben den Kopf frei von Richtigkeiten, von Vorlagen, wie man es machen muss. Bei dem Versuch, das in Worte zu fassen, kommt Loy immer wieder auf Paradoxa wie jenes aus dem Herz-Sutra: Form ist Leerheit; Leerheit ist Form. Und keine Seite lässt sich gegen die andere ausspielen.

Erwachen ist für David Loy ein persönlicher und gesellschaftlicher Prozess oder Moment und führt in die Welt, nicht aus ihr hinaus. Wir sind, die wir sind – es braucht nicht mehr, als dass wir es erkennen. Damit einher geht eine vielgestaltige Praxis, eine innere der Meditation und eine äußere des Engagements, auch sie nur zwei Seiten desselben. Was so knapp zusammengefasst abstrakt wirken mag, ist auf jeder Seite des Buches sehr konkret. David Loy schöpft aus dem, was er lebt.

Carl Polónyi

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