Ich mach mich dann mal auf den Weg

Rezension

Rückzug in ein buddhistisches Kloster oder Aufenthalt in einer Rehaklinik? Diese Frage stellt sich der Protagonist, als er als viel beschäftigter Manager mit gescheiterter Beziehung ein Burn-out erleidet. Er entscheidet sich für eine längere Auszeit, die er mit einem zehntägigen Meditationskurs in einem buddhistischen Kloster in Thailand beginnt. In „Ich mach mich dann mal auf den Weg“ beschreibt Herb Stumpf detailliert den Ablauf eines solchen Retreats. Zu Beginn fällt es dem in der Meditation unerfahrenen Westler schwer, sich an das strikte Schweigegebot zu halten, täglich um vier Uhr aufzustehen und viele Stunden zu meditieren, wobei die Sitzmeditation durch Gehmeditation und Körperübungen wie Yoga ergänzt wird. Bei den täglichen Dhamma-Vorträgen geht es um die Grundzüge der Meditation und die Grundlagen der Buddhalehre. Eingehend behandelt werden zum Beispiel die Vier Edlen Wahrheiten, der Edle Achtfache Pfad, das bedingte Entstehen, Karma und Wiedergeburt. Der Autor lässt in der Rahmenhandlung seine eigenen Erfahrungen und Überlegungen einfließen und kommentiert ausführlich den Inhalt der Vorträge aus der Sicht eines Westlers mit christlichem Hintergrund. „Die buddhistischen Sichtweisen erscheinen mir bisher durchwegs für den praktischen Alltag geeignet – mehr als vieles, was ich aus dem christlichen Religionsunterricht mitgenommen habe. Es wurde kein Wort von einem strafenden Gott, von ,Du sollst‘ oder ,Du sollst nicht‘ geredet, sondern von Hinweisen, von Tugenden, von persönlichen Verhaltensweisen und deren nachvollziehbaren Auswirkungen auf sich selbst und die unmittelbare Umgebung.“ Immer wieder stellt sich Herb Stumpf seinen Fragen und Zweifeln, die viele, die beginnen, sich mit dem Buddhismus zu beschäftigen, teilen dürften. Seine Offenheit für neue Denkweisen bescheren ihm tiefe Erkenntnisse, die seine Einstellung zum Leben nachhaltig verändern und ihm schließlich einen Neuanfang ermöglichen.

Traudel Reiß