David R. Loy

EcoDharma

Buddhist Teachings for the Ecological Crisis

Heft: 04 | 2019 Mut
Verlag:Wisdom Publications
Ort:Somerville, USA
Jahr:2019
ISBN:978-1-61429-383-8
Preis:15,68 €
Seiten:240
Paperback

Rezension

Der US-amerikanische Hochschullehrer und bekannte Zen-Aktivist David R. Loy plädiert in seinem neuen Buch „EcoDharma“ für einen neuen Buddhismus: Während in den großen Traditionen des klassischen Buddhismus der Fokus auf einem individuellen Heilsweg liege, erfordere ein Dharma im Angesicht globaler Erwärmung und der Gefahr der Auslöschung der menschlichen Zivilisation eine kollektive und auf das soziale und ökologische Handeln bezogene Neuausrichtung. Diese Orientierung sei jedoch im Geist der Lehre selbst angelegt. So deutet Loy die Erdberührungsgeste des Buddha als symbolischen Akt, dass der Erleuchtete selbst ein Teil der Welt ist, in der er lebte und lehrte. In Mitgefühl und Engagement sieht er die wichtigsten Elemente einer globalen Problemlösung. Ein der heutigen Wirklichkeit angemessenes Ideal liege in der Verbindung individuellen und gesellschaftlichen Handelns. Loy plädiert für ein ökologisches Verhalten in allen Lebensbereichen, beispielsweise durch einen achtsamen Umgang mit Energie und Ressourcen, ergänzt durch ein aktives politisches Engagement für den Umweltschutz, beispielsweise durch Druck auf solche Unternehmen, Parteien und Politiker, die eine umweltschädliche Politik betreiben. Er selbst gab die Ehrendoktorwürde seiner alma mater, des Carleton College, im April 2016 zurück, weil die Einrichtung weiterhin erhebliche finanzielle Mittel in fossile Energieunternehmen investierte.

Loy spricht vom „Ökosattva“, dessen großes Mitgefühl der Welt und allen Wesen gilt. Nur wenn wir verstehen, dass wir Teil eines Ganzen sind, das größer ist als wir selbst, sei Rettung möglich. Die Menschheit bilde das Selbstbewusstsein des Universums, und wenn sie diese Rolle wirklich begreife, könne der Buddhismus zu einer gewaltigen Kraft sozialer Transformation werden. Loy verbreitet allerdings keinerlei blinden Handlungsoptimismus. Wir müssten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass alles vielleicht schon zu spät ist, und sollten uns daher nicht nur mit der Vorstellung des eigenen Todes, sondern auch der des Verschwindens der Menschheit insgesamt vertraut machen. Aber das sollte nicht zu lähmender Passivität führen. Loys Weite im Denken zeigt sich unter anderem daran, dass er auch den Propheten Mohammed zu Wort kommen lässt: „Wenn der Weltuntergang bevorsteht und jemand hält einen Palmschößling in seinen Händen, so soll er ihn in die Erde pflanzen.“

Hans-Günter Wagner

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