Werner Vogd, Jonathan Harth

Die Praxis der Leere

Zur Verkörperung buddhistischer Lehren in Erleben, Reflexion und Lehrer-Schüler-Beziehung

Heft: 04 | 2017 Erleuchtung
Verlag:Velbrück Wissenschaft
Ort:Weilerswist Metternich
Jahr:2015
ISBN:978-3-95832-079-6
Preis:49,90 €
Seiten:470
Paperback

Rezension

Die Praxis der Leere ist die erste Veröffentlichung der Untersuchungen eines soziologischen Forschungsprojekts der Universität Witten/Herdecke. Gut 450 Seiten mit dichten, anspruchsvollen Texten. Für die Lektüre ist es unabdingbar, mit wissenschaftlichem Denken und entsprechenden Begrifflichkeiten vertraut zu sein. Die Untersuchungen tauchen in sechs im deutschsprachigen Raum vertretene buddhistische Schulungswege ein und stellen insgesamt Praxis und Erkenntnis als ein gemeinschaftlich wie auch gesellschaftlich eingebettetes Phänomen dar. Viele Interviews mit Praktizierenden der verschiedenen Richtungen wurden geführt. Erkennbar wird, in welchem Ausmaß stille Meditationspraxis mit nonverbalen Kommunikationszusammenhängen verschmolzen ist. Die Ergebnisdarstellung des Buches erfolgt zyklisch: über den Zusammenhang von abstrakter Lehre und konkreter Praxis in einem ersten Zyklus zu einem zuvorderst theoriegeleiteten zweiten Zyklus, an welchen sich als dritter eine rekonstruktive Arbeit auf der Grundlage von drei Fallbeschreibungen anschließt, die „einen umfassenden Einblick in individuelle Lebens- und Leidenswege Praktizierender“ geben soll. Darauf folgt im abschließenden, letzten Zyklus eine Erörterung und ein Vergleich von Fragen wie zum Beispiel der Beziehung von Erleben und Reflexion und auch der Lehrer-Schüler-Beziehung.

Um den Ausführungen folgen zu können, bedarf es eigener Erfahrungen mit einer soliden Praxis der Lehre Buddhas. Mich hat besonders der Untertitel der Veröffentlichung, Zur Verkörperung buddhistischer Lehren in Erleben, Reflexion und Lehrer-Schüler-Beziehung, neugierig gemacht. Nach ersten Startschwierigkeiten habe ich die Veröffentlichung ohne große Pausen gelesen. Die Texte sind gerade deshalb sehr lesenswert und inspirierend, weil sie in einem in diesem Zusammenhang eher ungewohnten wissenschaftlichen Gewand daherkommen. Gerade weil ich an so manchen Textstellen vorübergehend ins Stirnrunzeln verfiel oder auch schmunzeln musste, wurde mir die Lektüre zu einem wirkungsvollen und erfrischenden Wetzstein für die Vertiefung meiner eigenen Erfahrung mit der Lehre Buddhas.

Dr. Barbara Ryoshun Lutz

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