Ursula Jarand

Die Meißelschrift vom Vertrauen in den Geist, Shinjinmei

Das geistige Vermächtnis des dritten Zen-Patriarchen in China

Heft: 01 | 2020 Frauen
Verlag:edition steinrich
Ort:Berlin
Jahr:2019
ISBN:978-3-942085-66-3
Preis:19,90 €
Seiten:192
Mit Erläuterungen von Soko Morinaga Roshi. Aus dem Japanischen übersetzt von Ursula Jarand.
Hardcover

Rezension

Das „Hsin-hsin ming“, japanisch „Shinjinmei“, ist ein bis heute äußerst geschätzter Klassiker der Chan-/Zen-Literatur aus dem China des 6. Jahrhunderts, dessen pointierte Verse immer wieder an das Daodejing von Laozi und damit an die daoistischen Wurzeln des Zen denken lassen.

Der chinesische Meister Seng-ts’an beschreibt in diesen Versen den Geist als das Leben selbst, das alles hervorbringt und sich in allem offenbart. Mit „Geist“ ist das gemeint, was in jedem von uns als Wirkkraft tätig ist, uns lebendig sein lässt und weit über unser begrenztes Ego hinausgeht. Sich dieser Kraft zu öffnen, sich ihr anzuvertrauen und sie im eigenen Leben zu verwirklichen, das ist der „Höchste Weg“, und er „ist nicht schwierig, nur ohne Wahl. Hasse nicht, liebe nicht, dann ist es klar und eindeutig.“ Der japanische Zen-Meister Soko Morinaga Roshi (1925–1995) macht in seinen Erläuterungen deutlich, dass es nicht darum geht, nicht mehr zu lieben, sondern darum, unsere vorgefassten Meinungen und Urteile über alles und jedes, die sich stets auf Vergangenes gründen und nie aus dem lebendigen, unmittelbaren Hier und Jetzt stammen, immer wieder beiseitezulegen und die Dinge, so wie sie sind, aufzunehmen. Das beinhaltet, dass wir unser Ich als maßgebende Instanz loszulassen lernen. Eine manchmal schwierige Gratwanderung, aber Morinaga Roshi ist wie ein Bergführer, mit dessen Hilfe auch uns bislang nicht so geübten Wanderern dieser Weg möglich werden kann. Vielleicht können wir zumindest ahnen, welch schöne Ausblicke der Höchste Weg erlaubt, nicht erst auf dem Gipfel, sondern bei jedem Schritt.

Die vorliegende Ausgabe basiert auf der 1991 im Barth Verlag erschienenen, wurde aber von der Übersetzerin und Dharma-Nachfolgerin Morinaga Roshis, Ursula Jarand, sprachlich vollständig überarbeitet.

Julia Neumann

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