Samten Lingpa

Die Leben und die Befreiung von Prinzessin Mandarava,

der indischen Gefährtin von Padmasambhava: Ein Schatz-Text von Samten Lingpa

Heft: 02 | 2019 Freundschaft
Verlag:Edition Mandarava im Sequoyah-Verlag
Ort:Gutenstein, Österreich
Jahr:2018
ISBN:978-3-85466-074-3
Preis:24,00 €
Seiten:234
Paperback, mit farbigen Abbildungen

Rezension

Lebensgeschichten sind in der buddhistischen Literatur immer auch als Befreiungsgeschichten zu lesen. Sie dienen nicht dem Zweck, biografisch genau ein Leben nachzuerzählen, sondern sie wollen die Leser auf ihrem spirituellen Weg ermutigen, ihnen Kraft geben und sie inspirieren. Die Geschichte von Prinzessin Mandarava, der indischen Gefährtin des berühmten Yogis Padmasambhava (Yeshe Tsogyal ist ihr tibetisches Pendant), ist eine solche Befreiungsgeschichte. Sehr märchenhaft erzählt, entführt sie die Leser in das Herz der tibetischen Kultur, doch dabei entfaltet die Geschichte eine archetypische Kraft, die nicht an Zeit und Raum gebunden ist. Prinzessin Mandarava, die mit ihrer Grazie und Schönheit alle bezaubert, möchte trotz der materiellen Möglichkeiten und Annehmlichkeiten, die ihre königliche Familie ihr bietet, nicht den Weg weltlicher Erfüllung gehen. Ihre einzige Sehnsucht gilt der Praxis des Dharma. Mandarava setzt alles daran, die dafür geeignete Umgebung und unterstützende Lehrer, Lehrerinnen und Gefährtinnen zu finden. Dafür gibt sie gern Ruhm, Reichtum und Vergnügen – alles vergängliche Freuden – auf, um die kostbare Zeit für ihre spirituelle Entwicklung zu nutzen. Sie setzt ihre Prioritäten – und inspiriert damit ihre Umgebung – damals wie heute. Diese Lebensgeschichte zielt nicht auf unseren Intellekt, sondern auf unser suchendes Herz, das durch das Lesen gestärkt und mit „spiritueller Tatkraft (viriya)“ erfüllt wird. Das Außergewöhnliche dieser spirituellen Heldengeschichte ist, dass wir es hier mit einer Heldin zu tun haben, die unbeirrt trotz vieler Hindernisse ihren Weg geht. In all ihren verschiedenen Inkarnationen, von denen erzählt wird, wird Mandarava (und andere Frauen) als sowohl berauschend schön und zugleich spirituell hoch begabt und zielstrebig beschrieben. Auch ihre zahlreichen verwirklichten Gefährtinnen, Mentorinnen und Lehrerinnen laufen nicht in Sack und Asche herum, sondern erfreuen Auge und Gemüt und schenken (dennoch) tiefe Weisheit. Man hat lesend das Vergnügen, in ein Meer von positiv konnotierter Weiblichkeit einzutauchen und wird zugleich freudig inspiriert, sich auch davon nicht blenden zu lassen, sondern den Weg aus Samsara heraus zu suchen.

Andrea Liebers

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