Der Mönch in High Heels

Rezension

Kodo Nishimura ist ein japanischer Mönch in der buddhistischen Jodo-Shinshu-Tradition und gleichzeitig Make-up-Artist, in der LGBTQIA*-Bewegung engagiert. Vom Time Magazine ist er 2021 zu einem der „Next Generation Leaders“ gekürt worden. Schon früh in seinem Leben hatte er das Gefühl, „anders“ zu sein, nicht den bis heute recht starren, konservativen Normen der japanischen Gesellschaft zu entsprechen und Teile der eigenen Persönlichkeit verstecken zu müssen. Sein Vater ist Tempelpriester, die Familie wohlsituiert, und so kann Kodo Nishimura im Ausland, in Europa und den USA, die Erfahrung machen, dass es Menschen gibt, die ihre Homosexualität offen und selbstbewusst leben. Dies gibt ihm Mut, die Facetten des eigenen Seins, der eigenen Identität tiefer auszuloten und in immer größerer Freiheit auszudrücken. Er „outet“ sich bei seinen Eltern und dann auch bei seinen Mitmönchen in der Tempelausbildung und erfährt, wie befreiend es ist, zu sich selbst zu stehen. Er entdeckt, wie viel Freude es ihm macht, sich (und andere) zu schminken, zu stylen, seine „weiblichen“ Seiten auszuleben. Mittlerweile versteht er sich als nonbinär, als außerhalb der binären Geschlechterordnung stehend oder alles integrierend. Mit dem vorliegenden Buch will Kodo Nishimura Menschen Mut machen, sich auf die Reise zu sich selbst zu begeben, sich selbst zu entdecken, sich liebevoll anzunehmen und als einzigartig zu begreifen. Er ermutigt durch Beispiele aus seinem eigenen (privilegierten) Leben, durch Zitate aus buddhistischen Lehren oder Anregungen der positiven Psychologie, aber auch durch eine Reihe von Make-up-Tipps. „Erlaube dir zu sein, wer du bist, und liebe dich dafür, wer du bist“ – zu dieser Selbstermächtigung lädt Kodo Nishimura mit seinem Buch ein und unterstützt diese Botschaft durch seine empathische, liebevolle, direkte Ansprache an die Leser:innen.

Ursula Kogetsu Richard