Ralf Zwiebel, Gerald Weischede

Buddha und Freud – Präsenz und Einsicht

Über buddhistisches und psychoanalytisches Denken

Heft: 01 | 2017 Vertrauen
Verlag:Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
Ort:Göttingen
Jahr:2015
ISBN:978-3-525-20450-4
Preis:30,00 €
Seiten:278
Paperback

Rezension

Mit dem vorliegenden Band dürfen wir uns über das zweite Buch der beiden erfahrenen Autoren Gerald Weischede und Ralf Zwiebel zum Thema Buddhismus und Psychoanalyse freuen. Sprachen sie im ersten Band (Neurose und Erleuchtung) noch mit zwei Stimmen aus ihrer jeweiligen Tradition heraus, so ist hier ein Werk aus einem Guss entstanden. Das tut dem Text richtig gut. Man spürt die tiefe Durchdringung der Themen auf jeder Seite, die gegenseitige Achtung der jeweils anderen Tradition und die Freundschaft, die die beiden Autoren verbindet. Beim Lesen stellt sich wie von selbst das Gefühl ein, Zeuge einer ganz besonderen Arbeits- und Praxisbeziehung zu sein und am Austausch teilnehmen zu können. Arbeitsgrundlage der Autoren ist der Versuch, durch die Entwicklung eines „Übersetzungsraums“ Psychoanalyse und Buddhismus miteinander ins „Gespräch“ zu bringen. Ausgehend von den Begriffen des „Lebens-“, „Alltags-“ und „Arbeitsmodells“ stellen sie dem Leser ihr buddhistisches und psychoanalytisches Arbeitsmodell vor und kommen zu dem Schluss, dass gerade im Westen die Psychoanalyse den Buddhismus und der Buddhismus die Psychoanalyse braucht. Vertiefendes über Traum und Trauma und zur analytischen Beziehung wird ergänzt durch Kommentare zu drei Vorträgen von Shunryu Suzuki Roshi.

Als vor einigen Jahrzehnten immer mehr Menschen im Westen begannen, den Buddhismus zu praktizieren, standen sich für den Laien Meditation und Psychoanalyse noch als zwei nahezu unversöhnliche Paradigmen gegenüber, auch wenn immer spürbar war, dass sie aus ähnlichen Quellen schöpfen. Ein Buch wie das vorliegende wäre schon damals sehr hilfreich gewesen. So steht es uns nun heute zur Verfügung, gewachsen aus gelebter Praxis und mit intellektuellem Anspruch. Es schafft Klarheit über die Kernaussagen der beiden Übungswege, arbeitet die Unterschiede fein und akkurat heraus und gibt uns praktische Beispiele. Die Gliederung und der Aufbau des Buches sorgen dafür, dass die anspruchsvollen Inhalte verständlich bleiben und stets zum Weiterlesen anregen. Nie hat man den Eindruck, dass von der falschen Sicherheit eines Expertenwissens gesprochen wird, sondern von der tastenden und suchenden Aufrichtigkeit eines Anfängergeistes. Das Buch macht Mut, die eigene Praxis zu überdenken und zu vertiefen, und regt auf wohltuende Weise an, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Dabei geht es um Aneignung, Teil-Habe und um Mit-Sein, um mit den Worten der Autoren zu sprechen.

Ulrike Greenway

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