Thich Nhat Hanh

Achtsam arbeiten, achtsam leben

Der buddhistische Weg zu einem erfüllten Tag

Heft: 01 | 2019 Wachsen
Verlag:Verlag Knaur MensSana
Ort:München
Jahr:2019
ISBN:978-3-426-87663-3
Preis:8,99 €
Seiten:144
Paperback, Taschenformat

Rezension

Es geht in diesem Buch nicht nur, aber vor allem, um Achtsamkeit im beruflichen Alltag. Thich Nhat Hanh legt dar, dass schon beim Aufstehen am Morgen die Praxis beginnt: sich Klarheit verschaffen über die Gestaltung des Tages, über die eigenen Hoffnungen und Absichten, den Tag begrüßen und geloben, ihn als kostbares Geschenk zu sehen und zu behandeln. Es geht weiter mit Achtsamkeit im Badezimmer, beim Zubereiten und Essen des Frühstücks, bei der Fahrt zur Arbeit, der Ankunft am Arbeitsplatz. Jede Minute und jede nur mögliche Situation dort sind Anlass, achtsam mit ihr umzugehen, den eigenen Ärger zu betrachten, wenn er aufkommt, und sich auf eine Weise zu verhalten, die Frieden schafft, anstatt Ärger und Streit zu erzeugen oder zu verstärken.

Vieles davon ist hilfreich, auch wenn es beim ersten Lesen idealisiert erscheint. Der letzte Teil handelt davon, wie eine „neue Weise des Arbeitens“ aussehen könnte. Eine, in der Konflikte freundlich gelöst werden, in der sich alle aufeinander beziehen und gemeinsam Achtsamkeit praktizieren. Allerdings werden an dieser Stelle Leserinnen und Leser, die in ganz normalen Betrieben arbeiten, möglicherweise aussteigen: Es gibt im beruflichen Kontext ChefInnen und KollegInnen, die sich nicht auf Deeskalation und Freundlichkeit einlassen. Es gibt Menschen, die sind, zumindest in einem alltäglichen Setting, nicht ansprechbar auf alternative Verhaltensweisen und Arbeitsabläufe und auch nicht bereit zu einem „kollektiven Erwachen“.

Es wäre schön, wenn der Schmerz, die Angst, die Verunsicherung und der Ärger, die berufstätige Menschen an ihrem Arbeitsplatz erleben, nicht so schnell und grundsätzlich als (ad hoc) behebbar und auflösbar dargestellt würden. Und stattdessen praktikable Wege gezeigt würden, wie man mit den Verletzungen, dem Schmerz und der Angst so umgehen könnte, dass man nicht (so sehr) darunter leidet.

Ingrid Strobl

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