Vom Glück, ein Yak zu umarmen
Die neun Lehren des mongolischen Buddhismus
| Heft: | 01 | 2026 Neubeginn |
| Verlag: | Piper |
| Jahr: | 2025 |
| Preis: | 14 Euro |
| Seiten: | 126 |
Rezension
Dieses Buch entführt die Leserinnen und Leser auf eine faszinierende Reise durch die Mongolei – nicht nur durch ihre Landschaft, sondern auch durch die gelebte buddhistische Spiritualität des Alltags. Es zeigt, wie die Nomaden im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten leben. Wie sie, gestützt auf jahrhundertealte buddhistische Werte, selbst unter harten Bedingungen nachhaltiges Glück schaffen. Und wie auch wir davon lernen könnten.
Einige Schlüssel dazu: Die Mongolinnen und Mongolen nehmen ihr Leben an, wie es ist – die Hitze, die Kälte, das entbehrungsreiche Leben in einer Jurte. Materieller Besitz bedeutet ihnen wenig, oft gilt er als Bürde. Der Journalist Federico Pistone hat wiederholt mit ihnen gelebt. Die zweite Autorin, Delgermurun Damdin, eine direkte Nachfahrin von Dschingis Khan und Enkelin eines nordmongolischen Mönchs, hat zehn Jahre lang die Lehren des Buddhismus studiert und ist tief mit ihrer Heimat verbunden. Sie betont die Achtung vor allem Lebendigen: vor Menschen, Tieren, der Natur, der Nahrung und sogar der Kleidung. Dankbarkeit prägt den Alltag. Schimpfen, böse Worte oder Unzufriedenheit, so sagt sie, kommen in dieser Kultur kaum vor. Stattdessen herrscht die Einsicht: „Das wahre Unglück liegt in der fehlenden Wertschätzung dessen, was man hat, in falschem Ehrgeiz und nutzlosem Bedauern.“ Legenden, Weisheitsgeschichten und Alltagsschilderungen zeigen, wie sich Unglück vermeiden lässt.
Zu jeder der neun Lehren des mongolischen Buddhismus gehört eine kleine Glücksübung, die die Leserin und den Leser anleitet, selbst Glück zu schaffen. Ein Beispiel: „Wähle deine Worte sorgsam, denn was du sagst, wird eintreten.“ Die Übung dazu lautet: „Verzichte zwei Wochen lang auf jedes negative Wort.“ Viele dieser Übungen könnten auch in einem Psychologielehrbuch stehen – nur fehlte dann der spirituelle Hintergrund.
Ursula Reinsch


