Die Philosophie des Buddha
Eine Einführung
Heft: | 03 | 2025 Computerwelten |
Verlag: | Narr Francke Attempto Verlag |
Jahr: | 2024 |
Preis: | 18 Euro |
Seiten: | 169 |
Rezension
Eigentlich hätte sein Buch „Buddhismus für Skeptiker“ heißen können, schreibt Sebastian Gäb augenzwinkernd. Aber er wollte keine nächste leichtfüßige Einführung für das Ratgeberregal schreiben. Gäb ist Religionsphilosoph im Universitätsdienst. Deshalb nähert er sich seinem Gegenstand aus der analytischen Distanz. Dabei will er eine Methode des Fragens, des Argumentierens und des Antwortens vorführen, an der vor allem seine Studierenden lernen können, wie sich mit und über Religionen philosophieren lässt. Das klingt nach trockenem Prüfungsstoff, aber tatsächlich ist es ein Glücksfall, denn Sebastian Gäb spricht vor allem die jüngeren Semester an. Für sie schreibt er – klar und anschaulich. Schritt für Schritt kann man nachvollziehen, um was es geht.
Selbst dort, wo er unterhaltsam wird, lässt sich der Autor nichts von seinem fachphilosophischen Selbstverständnis nehmen. Buddha könnte, schreibt er, „in manchen Punkten, die uns merkwürdig vorkommen, Recht haben“. Allerdings müsse man genau hinschauen, ob Buddha dafür „gute, rationale Gründe“ vorlegen kann.
Die Pointe dieser prägnanten Einführung ist: Die Lehre des Buddha ist eine Philosophie, der es um genau diese Art von Gründen geht. Die Lehre des Buddha, sagt Sebastian Gäb, verlangt keinen blinden Glauben an geoffenbarte Wahrheiten. Sie will „nur eine rational begründete Zustimmung zu einer Theorie, die sich in der eigenen Erfahrung bewähren kann“. Mit anderen Worten: Der Autor macht in einem dämmrigen Raum ein ziemlich helles Licht an. Ob es um Dukkha, Anatta, Kamma, Sila, Samadhi oder Nibbana geht – er schreitet von Kapitel zu Kapitel voran, um Esoterik und Spiritualität verschwinden zu lassen. Stattdessen erscheinen die buddhistischen Grundüberzeugungen in klaren Konturen. So klar sollen diese Konturen sein, dass sie eine übergreifende Gültigkeit erkennen lassen. Letztlich sollen sie, so der Autor, auch von denjenigen akzeptiert werden, die sich gar nicht zum Buddhismus bekennen. Buddha wird zum Empiriker, der alles von der konkreten Erfahrung abhängig macht. Er wird zum Pragmatiker, dessen Lehre sich immer wieder in konkreten Lebenszusammenhängen bewähren muss. Und er wird zum Realisten, dem es auf radikale Weise darum geht, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist.
Ein Glücksfall ist dieses Buch, weil Sebastian Gäb das alles einmal durchdekliniert, ohne in den Verdacht zu kommen, ein Anwalt, Fan oder Verächter zu sein. Wer mag, kann sich mit diesem Buch selbst noch einmal in die Rolle des Studierenden begeben und lernen, wie das mit dem Philosophieren funktioniert – und wie es um den Buddhismus steht, wenn man ihn mit philosophischem Besteck seziert. Spoiler: Er glänzt.
Stephan Porombka