Ich bin dabei

Ein Beitrag von Jinavaro Raimund Hopf veröffentlicht in der Ausgabe 2019/1 Wachsen unter der Rubrik Aktives Mitgefühl.

Seit 2007 gibt es in den USA die traditionsübergreifende buddhistische Hilfsorganisation Buddhist Global Relief. Sie fördert weltweit Projekte im Bereich Ernährung und Bildung. Die Hamburger Suttanta-Gemeinschaft will einen deutschen Ableger gründen und sucht dafür engagierte Menschen.

Bikkhu Bodhi engagiert sich für den Frieden

Können Sie sich vorstellen, dass die Medien eines Tages nicht mehr nur von Einweihungen, Achtsamkeitskursen und hohen oder gefallenen Repräsentanten des Buddhismus berichten, sondern von einem bemerkenswerten Engagement deutschsprachiger Buddhist*innen bei der Bekämpfung der weltweit wachsenden Ungleichheit und dem lebensbedrohenden Hunger von Millionen von Menschen und dass wir Buddhist*innen uns in Dachverbänden nicht nur zur Vertretung unserer gesellschaftlichen Interessen, sondern auch für die aktive Hilfe in Krisengebieten zusammenschließen? Wenn Sie das für idealistisch halten, muss ich Ihnen Recht geben. Doch allein stehen wir, die Suttanta-Gemeinschaft, mit diesem Wunsch ganz sicher nicht. 

Laut UN-Welternährungsbericht vom September dieses Jahres nimmt die Zahl der Hungernden entgegen vielen Erwartungen stetig zu. 2017 mussten 821 Millionen Menschen weltweit hungern. Das ist jeder neunte Mensch und es sind damit leider noch einmal 16 Millionen mehr als im Vorjahr. Besonders betroffen sind Kleinkinder, von denen 151 Millionen wegen Unterernährung körperlich unterentwickelt sind.1 Vor allem bewaffnete Konflikte sowie der Klimawandel, Klimakatastrophen wie Dürren und Hochwasser sind Ursachen dafür, dass diese Zahlen seit drei Jahren wieder steigen. „Das Problem ist in den allerseltensten Fällen die Verfügbarkeit von Nahrung, sondern fast immer der Zugang dazu – und dieser fehlt aufgrund von Armut“, so Cindy Holleman, Leiterin der Studie „Food Security and Nutrition in the World“2. Als Folge davon sind heute rund 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, vor allem innerhalb von Asien, Afrika und Südamerika. Wissenschaftler*innen prognostizieren, dass diese Zahlen in Folge des Klimawandels noch erheblich steigen werden.

Und da wir zu den Privilegierten und Wohlgenährten gehören und als Praktizierende des Dharma um Mitgefühl bemüht sind, wie könnten wir da von diesen Tatsachen nicht berührt sein und nicht helfen wollen? Mitgefühl hat zwei Hände, Ihre beziehungsweise meine. Aus diesem Grund möchten wir mit Bhikkhu Bodhi eine deutsche Niederlassung von Buddhist Global Relief starten. Die BGR ist eine durch ihn und seine Schüler*innen 2007 in den USA ins Leben gerufene traditionsübergreifende buddhistische Hilfsorganisation, die sich für die Bekämpfung von chronischem Hunger und Unterernährung einsetzt und inzwischen über 30 Hilfsprojekte in Asien, Afrika und Südamerika unterhält.3 Dem Wort des Buddha folgend, dass Hunger die schlimmste Art der Krankheit und das Geschenk der Nahrung das Geschenk des Lebens sei, ist die BGR von der Vision einer Welt inspiriert, in der alle Menschen an den grundlegenden materiellen gesellschaftlichen Errungenschaften teilhaben: Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Gesundheitsfürsorge und ein ausreichendes Bildungsniveau. Die BGR hat sich folgende Aufgaben gesetzt: direkte Nahrungsmittelhilfe für Menschen, die von Unterernährung betroffen sind; Unterstützung bei der Entwicklung langfristig wirksamer Methoden nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion, die den Kulturen der Begünstigten angemessen sind; Bildungsförderung insbesondere von Mädchen und Frauen, die dadurch Projekte zur Existenzsicherung starten können; und schließlich der Einsatz für ein internationales Ernährungssystem, das zu sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit beiträgt. 

Derzeit suchen wir Menschen aus den verschiedenen buddhistischen Traditionen zur Gründung einer gemeinnützigen Hilfsorganisation, die zunächst die laufenden Projekte der BGR von Deutschland aus mitfinanziert und später eigene Projekte startet. Wir brauchen dafür dringend Buddhist*innen, die uns dabei organisatorisch oder anderweitig unterstützen möchten. Bitte schreiben Sie uns an: mail@suttanta.de.

Anmerkungen:

  1. Bericht der FAO, Rom, Download unter: docs.wfp.org, s. a. Bericht von Tassilo Forchheimer, ARD-Studio Rom vom 11.9.2018 unter: www.tagesschau.de
  2. zit. nach Christoph Koch: „Warum gibt es noch Hunger?“ in brandeins 11.2018
  3. Info zu Buddhist Global Relief in Englisch unter: www.buddhistglobalrelief.org

Jinavaro Raimund Hopf

Raimund Hopf (Jinavaro) praktizierte und studierte Zen und tibetischen Buddhismus, bevor er den ursprünglichen Buddhismus durch das Studium der alten Texte als seinen Weg entdeckte. Er studierte in Hamburg und am Karmapa International Buddhist Institut in New Delhi und war Mönch in der Waldklostertradition des Dhammayut-Nikaya in Thailand. Heute ist er Lehrer in der Suttanta-Gemeinschaft, hält Vorträge und übersetzt die Pali-Suttas, die für ihn die Richtschnur der buddhistischen Praxis sind. Zusammen mit Freunden hat er den Buddha-Talk ins Leben gerufen und ist der Initiator und war der erste Vorsitzende des Vereins ‚Mitgefühl-in-Aktion e.V.‘

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