100 Jahre Willigis Jäger (1925 bis 2020)
3. März 2025
Ein spirituelles Leben mit Höhen, Tiefen und Neuanfängen – Was gibt Orientierung?*
Im März 2025 wäre Willigis Jäger, Benediktiner-Mönch, Priester, Zen-Meister und Kontemplations-Lehrer, 100 Jahre alt geworden. Zu seinen Vermächtnissen gehören der Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg, 2003 in einem ehemaligen Benediktinerkloster gegründet und inzwischen eines der größten Meditationszentren Europas, sowie die West-östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung, die sein spirituelles Erbe in die Gegenwart und Zukunft fortführt. Gewürdigt wird der 100. Geburtstag mit lebendigem Austausch im Rahmen eines Symposiums zum Thema „Zwischen Transformation und Revolution – was gibt Orientierung?“.

Holzkirchen im Januar 2025. Am Benediktushof findet in diesen Tagen ein Meditations-Kurs für junge Menschen statt: Zen-Meister Manfred Rosen macht die Teilnehmenden, die meisten von ihnen gerade mal zwischen 18 und 28 Jahren, im Meditations-Saal mit den zentralen Elementen eines sogenannten Schweige-Retreats vertraut – dazu gehören das Sitzen in der Stille, über den Tag verteilt mehrere Stunden, das meditative Gehen, die Rezitation von traditionellen Texten aus den Weisheitslehren des Ostens und Westens sowie verschiedene Klang-Rituale an den Glocken und Hölzern. Diese Elemente sind Herzstücke der spirituellen Praxis, für die der Benediktushof seit inzwischen über 20 Jahren steht. Die Säulen des Kursangebots sind bis heute Kontemplation und Zen, jahrhundertealte Weisheitslehren, die hier in einer an die Anforderungen des modernen Lebens ausgerichteten modernen Form vermittelt werden. Darüber hinaus haben viele andere spirituelle Wege und Traditionen wie Sufismus, Vipassana oder Yoga sowie verschiedene Schulen der Selbsterfahrung, Achtsamkeit und Meditation bis hin zu Weiterbildungen für MBSR und Führungskräfteschulungen einen Raum am Benediktushof gefunden.
Informationsflut, Stress, Zukunftsangst, Leistungsdruck: Wie hilft uns Meditation, die Herausforderungen des Heute zu meistern?
Unter den rund 11 000 Gästen pro Jahr macht die sogenannte Generation Zukunft einen steigenden Anteil aus. Die „Mehr als du denkst“-Formate richten sich speziell an junge Menschen, die beiden Kursleitenden, Kontemplations-Lehrerin Petra Wagner und Zen-Meister Manfred Rosen, bieten jeweils einen zeitgemäßen Zugang zu den Weisheitslehren Kontemplation (in der christlichen Tradition verankert) und Zen. Manfred Rosen beschreibt das Interesse und die Motivation der jungen Leute für die spirituelle Praxis so: „Innehalten und zu Atem kommen, im wahrsten Sinne dieser Worte, Orientierung und Vertrauen in sich selbst finden, um dann den eigenen Weg im Alltag weiterzugehen. Die jungen Menschen schätzen den Benediktushof, weil er diese Möglichkeiten bietet, ohne zu bevormunden, ohne zu vereinnahmen“. Petra Wagner: „Junge Menschen suchen die Stille – auch um, jenseits der vielfältigen äußeren Informationsflut, einen Raum zu finden, der es ihnen ermöglicht, in die Tiefe zu gehen. Zugleich erleben sie es als kostbar, dass ‚Bei sich sein‘ und Gemeinschaft kein Widerspruch sind.“
Über 10 000 Menschen kommen jährlich zum Benediktushof zu einer „stillen“ Auszeit. Warum?
Dem Begründer des Benediktushofes, Willigis Jäger, war die neue Generation ein Herzensanliegen, auch wenn ihn von den jungen Menschen vermutlich kaum noch jemand persönlich kennengelernt hat. Er starb im März 2020 im Alter von 95 Jahren. Bis zuletzt lebte er am Hof, seine letzte Ruhestätte fand er im Kreise seiner Mitbrüder auf dem Friedhof des Klosters Münsterschwarzach. Anfang der 2 000er Jahre gründete er – damals fast 80 Jahre alt – den Benediktushof und prägte dessen Entwicklung lange Zeit entscheidend mit. Heute zählt der Benediktushof zu den größten Meditationszentren Europas, Schwerpunkte des Kursprogramms ist die Meditationspraxis nach den traditionellen Weisheitslehren des Westens und Ostens, insbesondere des Chan und Zen sowie der Kontemplation. Jährlich finden mehrere Fach-Symposien statt, um den Dialog und Transfer von Wissenschaft und Spiritualität zu ermöglichen.

Wer war Willigis Jäger? Was ist sein Vermächtnis an uns?
Willigis Jäger starb 2020 im Alter von 95 Jahren – sein Leben, spirituelles Wirken und Handeln umfasst fast ein komplettes Jahrhundert. Welches Erbe hinterlässt er nachfolgenden Generationen? Tragen die Antworten, die er für sich fand und lehrte, in der heutigen Zeit multipler Krisen noch? Und wie kann seine Lehre von den nachfolgenden Generationen gelebt und weitergetragen werden, ohne zu einer liebgewonnenen Versteinerung zu werden? Diesen und vielen weiteren Fragen zu Willigis’ Wirken wird 2025 ein Symposium gewidmet, das mit einer Vielzahl von Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und der Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch einlädt: „Zwischen Revolution und Transformation – was gibt Orientierung?“ lautet der Titel, veranstaltet wird das Symposium von der West-östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung und dem Benediktushof von 14. Bis 16. November 2025 in Holzkirchen bei Würzburg. Die Mitglieder des Future Labs werden dabei erstmals das Programm wesentlich mitgestalten.
Ein spannungsreiches und spirituelles Leben mit vielen Neuanfängen – Was gab und gibt Orientierung?
Zwischen Revolution und Transformation – in diesem Spannungsfeld spielte sich das Leben und Wirken von Willigis Jäger ab: Sein berufliches Wirken – Willigis war Benediktinermönch, Priester und später Zen-Meister und spiritueller Lehrer – begann innerhalb der klassisch-konservativen katholischen Frömmigkeit und endete mit seiner Botschaft einer transkonfessionellen Spiritualität. Sein Leben ist eng mit den Entwicklungen innerhalb der kirchlichen Institutionen und dem Dialog zwischen den Religionen des 19., 20. und 21. Jahrhundert verwoben. Stationen seines Lebens – um nur einige zu nennen – waren der Kriegsdienst zum Ende des Zweiten Weltkriegs, sein Wirken als Priester und Lehrer, seine Missionsaufenthalte unter anderem in Japan, sein Wirken als spiritueller Lehrer und seine bisweilen offene Kritik an der katholischen Kirche, die mitunter schließlich in einem langwierigen Neuanfang und der Gründung des Benediktushofes mündete.
Das wohl zentrale Thema seines Lebens war eben dieses Ringen mit seiner, der christlich-katholischen Kirche – „um des Christentums willen“, wie es Dr. Alexander Poraj, langjähriger Schüler, Dharma-Nachfolger und heute Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof, in „Das Willigis-Jahrhundert“ beschreibt. Die Tiefe und wahre Lebendigkeit in seiner Kirche vermisste er so sehr und fand sie voller Begeisterung in der kontemplativen Haltung der Mystik wieder. „Ein Drittel seines Lebens verbrachte er schließlich damit, diese Haltung zu lehren“.
Welche Impulse können wir aus dieser Biografie und seinem spirituellen Wirken ziehen, um unter anderem für uns in diesen so unruhigen Zeiten Orientierung zu finden? Sicherlich dieses lebenslange Ringen um Klarheit, um Sinn und Erfüllung, aber auch die Kultur des Dialogs, des genaueren Hinschauens sowie der konstruktiv-kritischen Auseinandersetzung.
Weitere Infos:
Biographie Willigis Jäger: west-oestliche-weisheit.de/ueber-uns/biographie
Veröffentlichungen Willigis Jäger: west-oestliche-weisheit.de/ueber-uns/veroeffentlichungen-willigis-jaeger
Zen-Linie „Leere Wolke“: west-oestliche-weisheit.de/zen-und-kontemplation/zen-linie-leere-wolke
Kontemplations-Linie „Wolke des Nicht-Wissens“: west-oestliche-weisheit.de/zen-und-kontemplation/kontemplationslinie
Kontakt:

Öffentlichkeitsarbeit, Ansprechpartnerin: Barbara Simon,
E-Mail: barbara.simon@benediktushof-holzkirchen.de
Telefon: (09369) 9838 – 60
West-östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung:
Ansprechpartnerin: Kerstin Rudolph,
E-Mail: k.rudolph@west-oestliche-weisheit.de
Telefon: (09369) 9838 – 0

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*Wir geben hier den Text einer Pressemeldung vom Benediktushof wieder