Pema Chödrön tritt als Lehrerin von Shambhala zurück

20. Januar 2020

Die Rücktrittsankündigung der weltweit bekannten Nonne, Autorin und Shambala-Lehrerin erfolgte als Antwort auf Sakyong Mipham Rinpoches geplante, stillschweigende Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit, von der er vor anderthalb Jahren nach Missbrauchsvorwürfen, die später bestätigt wurden, zurückgetreten war.

Ani Pema Chödrön

Hintergrund

Nach Missbrauchsvorwürfen hatte der damalige Leiter von Shambhala, Sakyong Mipham Rinpoche (geboren als Ösel Rangdrol Mukpo), am 06.07.2018 seinen vorläufigen Rücktritt von allen Lehr- und Leitungsfunktionen bekanntgegeben. Zeitgleich war der gesamte Vorstand der Organisation zurückgetreten. Der daraufhin eingesetzte Interims-Vorstand beauftragte eine unabhängige Anwaltskanzlei mit der Untersuchung der Anschuldigungen. Deren Bericht wurde am 03.02.2019 veröffentlicht und belegte die Richtigkeit der Anschuldigungen. Seitdem ringt die Organisation damit, eine positive Richtung zu finden; sie musste sich zudem mit massiven finanziellen Einbußen abfinden.

Rücktritt Pema Chödröns

Die 86 Jahre alte Pema Chödrön, Senior-Lehrerin (Acharya) von Shambhala, weltweit bekannte Nonne und Autorin, hatte zwar schon länger ihren beabsichtigten Rückzug von der Lehrtätigkeit in Aussicht gestellt, war aber in der Krise in der Gemeinschaft geblieben.

Ihren Rücktritt erklärte sie nun als Antwort auf die Mitteilung des Vorstands, dass er Sakyong Mipham Rinpoche eingeladen habe, im Juni die Einweihungszeremonie Rigden Abhisheka abzuhalten.  Damit würden sie der Anfrage von 125 Schülern entsprechen, die an der Einweihungszeremonie teilnehmen möchten, um auf ihrem Weg weiter fortschreiten zu können.

In ihrem Brief vom 14.01.2020 an den Shambhala-Vorstand und die Acharyas (Lehrer) schrieb Pema Chödrön, sie fühle sich durch diese Entscheidung entmutigt:

„Für mich passt diese Nachricht nicht zu dem, was in den letzten anderthalb Jahren geschehen ist. Es fühlt sich herzlos, unbeholfen und unklug an, dass der Sakyong nun einfach so weitermacht,  als sei nichts geschehen – ohne sich mit Mitgefühl an alle die zu wenden, die verletzt wurden und ohne sich selbst einer tiefgreifenden inneren Arbeit zu unterziehen.“ 

„Wie können wir zur Tagesordnung zurückkehren, wenn es für die große Mehrheit der Gemeinschaft, die sich der Vision von Shambhala verschrieben hat und sich nach Verantwortung, einem Neuanfang und einer Anleitung für das weitere Vorgehen sehnt, keinen Weg nach vorn gibt?  Ich finde es entmutigend, dass die Tapferkeit derjenigen, die den Mut hatten, sich zu äußern, keine bedeutendere Veränderung auf dem Weg nach vorn zu bewirken scheint.“

In ihrem Brief hatte Pema Chödrön eine Vorgehensweise vorgeschlagen:

„Der Vorstand könnte proaktiv sein und einige kleinere Gruppen von Menschen mit unterschiedlichen Ansichten einladen, um Ideen vorzuschlagen, wie wir weiter vorgehen können – Wege, die jeden in der Gemeinschaft einbeziehen und die Rechenschaft über alles Geschehene ablegen … das wäre meiner Meinung nach sehr weise.“

In einer darauf folgenden Mitteilung des  Vorstands gab dieser bekannt, dass ein Treffen in den kommenden Wochen geplant sei, bei dem Chödrön ihre Ideen mit dem Vorstand diskutieren würde. Außerdem wird in dem Schreiben aus einer privaten Kommunikation mit Pema Chödrön wie folgt zitiert:

„Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich immer noch sehr zuversichtlich, dass ein Weg nach vorn, der alle in der Gemeinschaft einschließt, erarbeitet und umgesetzt werden kann. Daher habe ich nicht die Absicht, die Gemeinschaft von Shambhala zu verlassen, und ich würde immer mein Bestes tun, um für alle da zu sein, die mich möglicherweise brauchen. Wenn jedoch kein Weg nach vorn gefunden werden kann, würde es mir das Herz brechen, und ich bin mir nicht sicher, was ich dann tun würde.“

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