Abt Muho

Der Mond leuchtet in jeder Pfütze

Zazen oder der Weg zum Glück

Heft: 03 | 2020 Transformation
Verlag:Berlin Verlag
Ort:Berlin
Jahr:2020
ISBN:978-3-8270-1392-7
Preis:18,00 €
Seiten:235
Hardcover mit Schutzumschlag

Rezension

Abt ist er nicht mehr, aber es steht immer noch auf dem Buch – Olaf Nölke wäre als Autorenname auch nicht so zugkräftig wie Abt Muho. Er lebt wieder in Osaka, nicht im Zelt im Schlosspark bei den Obdachlosen, wo er vor fast 20 Jahren selbst als Obdachloser gelebt hat, sondern in einer Wohnung mit Frau und drei Kindern. In der Zeltstadt bietet er aber wieder Zazen an. Und den Abtstab hat er an Michiko, die seit zehn Jahren in Antaiji ist, weitergegeben: „Es kann dem japanischen Buddhismus nur gut tun, wenn eine Frau an der Spitze eines ansonsten immer noch sehr von Männern geprägten Klosters steht.“ Sein Blick auf Zen hat sich nicht geändert: „Zen bringt nichts.“ Es sei einfach nur das So-Sein, das sich in jedem Augenblick verwirkliche. Nichts Besonderes.

13 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen hat er damit eine gründlich überarbeitete und ergänzte Neuauflage seiner Autobiografie veröffentlicht. Neu ist das Kapitel über seine „traumatischen Erfahrungen in einem Zen-Kloster in Kyoto“, in dem er jetzt sogar sein „damaliges Ich mit Selbstironie“ betrachten kann; in der ersten Auflage wäre das noch zu schmerzhaft gewesen. In leichtem Ton, humorvoll und zugleich profund erzählt der Autor also noch einmal seinen Lebensweg: wie er nach Japan kam, studierte und Erfahrungen in verschiedenen Klöstern sammelte; wie er im Kloster Antaiji seine Heimat fand und Abt wurde; und wie langsam der Entschluss reifte, das wieder loszulassen. Der Wandel ist auch ihm wichtig, das Loslassen des Erreichten, das Mitgehen mit dem Neuen, das sich ihm bietet. Zwischen diesen autobiografischen Kapiteln stehen immer wieder Essays über das Glück, denn Zazen ist ja, wie der Untertitel behauptet, „der Weg zum Glück“. Sehr tiefgründig durchstreift Muho dieses schwierige Gebiet – aber auch das in einer leichten Sprache. Das Glück finden, das macht er klar, müssen dann schließlich doch alle selbst, auf ihrem je eigenen Weg.

Georg Patzer

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