Michel Houellebecq

Unterwerfung

Roman

Heft: 03 | 2015 Gender
Verlag:Dumont Buchverlag
Ort:Köln
Jahr:2015
ISBN:978-3-8321-9795-7
Preis:22,99 €
Seiten:272
Hardcover mit Schutzumschlag

Rezension

Das Leben ist ohne Religion einfach über alle Maßen traurig, sagt der Romancier Michel Houellebecq in einem Interview der SZ anlässlich seines neuen Buches „Unterwerfung“, und er fügt hinzu, dass Zivilisationen wohl nur dann überleben könnten, wenn sie auf einer Religion fußten. Wie stehen da dann die Chancen für eine Gesellschaft, die größtenteils ein säkulares Verständnis entwickelt hat? In Unterwerfung schildert er, wie in Frankreich 2022 eine gemäßigt muslimische Partei mit Unterstützung fast aller anderen Parteien an die Macht gelangt. Und er beschreibt, wie schnell und umstandslos gesellschaftliche (männliche) Eliten bereit sind, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen (u. a. Möglichkeiten zur Vielehe) und zum Islam zu konvertieren. Sein Buch ist die hellsichtige Analyse einer abgewirtschafteten, dem Materialismus, dem Konsum und der Gier nach mehr frönenden Gesellschaft, die dem politisch verordneten Wandel nichts entgegenzusetzen hat, weil sie sich selbst aller darüber hinausgehenden Werte entledigt hat. Es handelt von der Schwäche eines blutleeren Säkularismus und der Stärke einer Religion, die alle Bereiche des Lebens durchdringen will. Das ist kein Fantasy-Roman, sondern einer, der unsere westliche Welt in ihren Abgrund schauen lässt. Nach der Lektüre des Buches erscheint mir der Appell des Dalai Lama an westliche BuddhistInnen, sich an der Entwicklung einer säkularen Ethik zu beteiligen, nochmals wertvoller und zutiefst weitsichtig. Ebenso wichtig finde ich, zu einer Wertschätzung auch unserer westlichen Werte (Demokratie, Menschenrechte etc.) zu gelangen und das Feld der Religion nicht den Fundamentalisten gleich welcher Couleur zu überlassen.

Ursula Kogetsu Richard

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