Manfred Folkers, Prof. Dr. Niko Paech

All you need is less

Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht

Heft: 03 | 2020 Transformation
Verlag:oekom verlag
Ort:München
Jahr:2020
ISBN:978-3-96238-058-8
Preis:20,00 €
Seiten:254
Klappenbroschur

Rezension

Seit zwanzig Jahren wirken die beiden Autoren des Buches – Niko Paech, Wachstumskritiker und Professor für Plurale Ökonomik an der Universität Siegen, und Manfred Folkers, Mitglied des Rates der DBU und Dharmalehrer –, zusammen. Ihr gemeinsames Buch zeigt, wie ein möglichst friedvoller Weg in einen umfassenden Systemwandel gelingen kann – raus aus der „Gier-Wirtschaft“, wie es im Buch griffig heißt.

Ein Interview, geführt von dem Journalisten, Moderator und Teammitglied der Oldenburger Werkstatt Zukunft Barthel Pester, umrahmt das Buch als Vor- und Nachgespräch. Es gibt den Positionen der beiden Autoren scharfe Konturen und erlaubt zugleich einen Einblick in ihre persönliche Lebensführung. Das liest sich lebendig und provokativ und zeigt viele Möglichkeiten eines umweltbewussten Handelns im Alltag auf.

Anschließend führt Manfred Folkers im ersten Teil des Buches in buddhistische Motive für eine Überwindung der Gier-Wirtschaft ein. Dabei formuliert er gut verständlich auch für Menschen, denen die buddhistische Lehre neu ist oder ihre ethische Dimension bisher wenig bekannt war.

Im zweiten Teil plädiert Niko Paech leidenschaftlich für Suffizienz, also Genügsamkeit, durch Konsumbegrenzung und eine zurückhaltende Lebensführung als Gegenentwurf zur Wachstumsgesellschaft. Das „Reformprojekt Nachhaltigkeit“ allerdings sei auf allen Ebenen gescheitert, betont er und verdeutlicht dies mit einem ganzheitlichen Blick auf Themen wie Effizienz (mit weniger Aufwand produzieren), Konsistenz (Umweltverträglichkeit), Umwelttechnologien und erneuerbare Energien. Wenn die Gesellschaft im Wachstumsdenken gefangen bleibe, komme es unweigerlich zu sogenannten Reboundeffekten. Das bedeutet, dass Menschen beispielsweise energiesparende Haushaltsgeräte anschaffen, sich aber gleichzeitig viel mehr Geräte kaufen, was in der Summe weder die Umwelt entlastet, noch die Abhängigkeit vom Konsumzwang auflöst und außerdem der moralischen Rechtfertigung einer sich immer weiter drehenden Wachstumsspirale dient. Einen Ausweg aus den vielen möglichen Irrwegen sieht der Autor im Leitmotiv der Suffizienz. Diese sei nicht nur ein individueller Lebensstil, sondern bedeute auch, gesamtgesellschaftlich auf ein Übermaß an Technisierung und Globalisierung zu verzichten. Der einzelne Mensch gewinne auf diese Weise völlig neue Räume an Freiheit, moralischer Integrität, Verantwortung, Sinnhaftigkeit und Mitbestimmung.

„All you need is less“ ist ein Buch, das Mut macht, auch wenn es nicht immer leicht zu lesen ist. Beide Autoren haben mit Herzblut geschrieben, das ist hier auf jeder Seite spürbar.

Meret E. Windele

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