Dorothea Mihm

Verbunden bis zuletzt

Sterbende spirituell begleiten mit heilsamen Ritualen

Heft: 01 | 2021 Gemeinwohl
Verlag:Arkana Verlag
Ort:München
Jahr:2019
ISBN:978-3-442-34253-2
Preis:22,00 €
Seiten:383
Mit einer Vorlage für eine spirituelle Patientenverfügung und einer Meditation zum Download
Hardcover mit Schutzumschlag

Rezension

Noch immer setzen sich nur wenige Menschen bewusst mit den Themen Tod und Sterben auseinander. Und noch immer werden Sterbende in Krankenhäusern an Apparate angeschlossen und alleine gelassen, und Angehörige fühlen sich in solchen Situationen hilflos und überfordert. Es gibt jedoch Möglichkeiten, sich auf den eigenen Sterbeprozess vorzubereiten und andere in diesem Prozess würdevoll und achtsam zu begleiten. Eine Hilfestellung bietet das neue Buch von Dorothea Mihm, buddhistische Palliativschwester und Vorreiterin der spirituellen Sterbebegleitung. In ihrem Buch beschreibt sie, wie sehr die Würde und Autonomie sterbender Menschen heute meist verletzt werden, wenn sie, an Maschinen angeschlossen und unter dem Einfluss von Medikamenten, betäubt hinüberdämmern. Die Autorin zeigt Wege auf, wie sich eine spirituelle Dimension in die Begleitung Sterbender integrieren lässt – was natürlich eine eigene spirituelle Praxis aufseiten der Begleitenden voraussetzt. Das betont die Autorin ganz deutlich in der Einleitung ihres Buches: „Im Buddhismus wird Sterbebegleitern empfohlen, dass sie sich selbst auf das Sterben vorbereiten. Das geschieht auf unterschiedlichen Ebenen. So wird geraten, dass sich Sterbebegleiter kundig machen sollten, was die Symptome des Sterbens sind, sodass sie diese erkennen und adäquat reagieren können. … Ein Begleiter sollte ruhig, gelassen und in vollem Mitgefühl präsent sein. Dies kann er erreichen, indem er seinen Geist kennenlernt und ihn allmählich zur Reife bringt, wobei ihn verschiedene Techniken, Übungen, Meditationen und Visualisationen unterstützen.“ In all das führt die Autorin im Laufe des Buches ein, und zwar auf eine Weise, die diese Methoden sowohl für Sterbebegleiterinnen und -begleiter als auch für Sterbende hilfreich macht. Alle im Buch vorgestellten Übungen können auf die eigene spirituelle Praxis übertragen werden. Ausführlich geht Dorothea Mihm auch auf ihre eigene buddhistische Praxis, die tibetische Bön-Tradition, ein und beleuchtet den Sterbeprozess detailliert aus buddhistischer Sicht. Das wird immer da besonders anschaulich, wo sie von ihrer reichen persönlichen Erfahrung spricht. So auch in einem Kapitel über Bestattung und Trauer, denn sie ist auch als Bestatterin tätig gewesen. Wer möchte, kann sich am Ende mit einer ausführlichen spirituellen Patientenverfügung befassen. Die ist nicht nur im Buch abgedruckt, sondern auch aus dem Internet herunterladbar. Dorothea Mihm ist ein hilfreiches, gut lesbares Buch gelungen, das nicht nur viele Informationen und Zusammenhänge zu den Themen Sterben und Tod vermittelt, sondern sich auch als praktisches Arbeitsbuch verwenden lässt.

Traudel Reiß

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