Ayshen Delemen, Tsoknyi Rinpoche

Heiter und gelassen – in einer ruhelosen Welt?

Heft: 04 | 2018 Wohin?
Verlag:Manjughosha Edition
Ort:Berlin
Jahr:2018
ISBN:978-3-945731-19-2
Preis:24,90 €
Seiten:308
Paperback

Rezension

Während ich Tsoknyi Rinpoches neues Buch Heiter und gelassen – in einer ruhelosen Welt? las, fi elen mir gleich mehrere Bekannte ein, denen ich es gerne schenken würde. Keiner von ihnen ist Buddhist, und damit ist schon etwas über den Inhalt gesagt. Tsoknyi Rinpoche, Linienhalter der Drukpa-Kagyü-, Nyingma- und Tsoknyi-Lehrtraditionen und ein wichtiger Lehrer des tibetischen Buddhismus im Westen, erklärt die komplexe Systematik des Vajrayana gerade für Uneingeweihte gut verständlich. Darüber hinaus zeigt er, wie seine Lehre zur Bewältigung von Problemen beitragen kann, mit denen sich sehr viele Menschen plagen: Leistungsdruck, Materialismus, Einsamkeit und ständiges Schwanken zwischen Hybris und Selbstzweifeln.

So wirkt Heiter und gelassen – in einer ruhelosen Welt? Anfangs wie eine Anleitung zur Selbsthilfe. Das rührt auch daher, dass Tsoknyi Rinpoche und seine Mitautorin Ayshen Delemen in die theoretischen Erklärungen Übungen eingebaut haben, deren Instruktionen man Schritt für Schritt folgen kann. Außerdem wird von Anfang an deutlich, dass es hier nicht um ein rein mentales Verständnis geht, sondern um einen Weg, der mit Ausdauer und Beharrlichkeit gegangen werden muss, wenn echte Veränderung stattfinden soll. „Wir sind Forscher am eigenen Geist“, schreibt Tsoknyi Rinpoche. Um unsere Ich-Fixierung zu überwinden und den Geist zu befreien, müssen wir uns bewährten Methoden anvertrauen. Der Dharma ist eine solche Methode.

Der umgangssprachliche Duktus, den Delemen gewählt hat, versucht, die ungezwungene und unterhaltsame Lehrweise von Tsoknyi Rinpoche wiederzugeben. Der Text ist nicht stilsicher und weist unnötige Eigenheiten auf, etwa das Substantivierte, aber deklinierte „Bloße-Ich“, das – etwas widersprüchlich – nicht verdinglicht werden soll, die „saftige Identitätsverwirrung“, der „Allerwerteste“, auf den wir uns setzen sollen, oder hier und da ein veraltetes Dativ-e. Trotzdem liest sich das Buch insgesamt flüssig. Alles in allem eine äußerst lohnenswerte Lektüre.

Steven Uhly

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