Matthieu Ricard, Tania Singer, Kate Karius

Die Macht der Fürsorge

Für eine gemeinsame Zukunft

Heft: 04 | 2020 Mitgefühl
Verlag:Droemer Knaur Verlag
Ort:München
Jahr:2019
ISBN:978-3-426-87836-1
Preis:12,99 €
Seiten:269
Wissenschaft und Buddhismus im Dialog mit dem Dalai Lama. Übersetzt von Gerd Bausch.
Taschenbuch

Rezension

Seit dreißig Jahren tauscht sich der Dalai Lama mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt aus, um mehr Weisheit und Mitgefühl in die Welt zu bringen. Plattform hierfür sind die „Mind & Life“-Konferenzen. Im September 2016 fand in Brüssel eine solche Konferenz zum Thema „Macht und Fürsorge“ statt. Nun dokumentiert ein neues Taschenbuch die dort gehaltenen Vorträge sowie kurze anschließende Diskussionen.

Macht und Fürsorge – zwei Begriffe, die sich auszuschließen scheinen, denn Macht wird mit Negativem verbunden, Fürsorge mit Positivem. Schon der erste Vortrag des Primatologen Frans de Waal betont jedoch, dass das Alphamännchen bei Menschenaffen oft sehr darauf bedacht sei, um Unterstützung zu werben und für schwächere Mitglieder zu sorgen. Auch Matthieu Ricard, buddhistischer Mönch und Molekularbiologe, nennt ein Beispiel für eine sinnvolle Verknüpfung von Macht und Fürsorge: Mahatma Gandhi nutzte seine Macht dazu, sich für die Befreiung Indiens von den Briten durch gewaltlosen Widerstand einzusetzen.

Mehr als Impulsvorträge sind es nicht, dennoch zeigen sie eine Fülle von interessanten Aspekten um dieses komplexe Thema. Da geht es um Studien zum Üben von Fürsorge und Mitgefühl, die Tania Singer, Neurowissenschaftlerin und Empathie-Forscherin, durchgeführt hat, die sozialen Hormone im Gehirn, denen der Psychologieprofessor Markus Heinrichs auf der Spur ist, um Perspektiven aus der Wirtschaft für eine Balance zwischen Eigennutz und Gemeinwohl. Um die Kunst als Anstoß für soziale Veränderung, die der Künstler Olafur Eliasson propagiert, und die Rolle der Religion, die Macht ausübt, aber auch Impulse für den Frieden geben kann, wie sowohl das Christentum als auch der Buddhismus zeigen. Obwohl die Sorge um den Weiterbestand der Zivilisation immer wieder ausgedrückt wurde, sprach die Konferenz auch den Samen der Hoffnung an, der weiterbesteht, und das Gebot, dass jede und jeder in dem eigenen Bereich ins Handeln kommt. Wie es der Dalai Lama auf den Punkt bringt: „Mitgefühl ist nicht länger Luxus, sondern Notwendigkeit.“

Georg Patzer

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