Achtsames Mitgefühl

Rezension

Sie lernten sich 2008 auf einer Konferenz zum Thema Neurowissenschaften und Mitgefühl kennen: der Entwicklungspsychologe Paul Gilbert, renommierter Experte für Mitgefühl, und Choden, ehemals tibetisch-buddhistischer Mönch und seither Achtsamkeitslehrer. Die beiden kamen ins Gespräch und fanden dabei heraus: Wenn man die Erkenntnisse der klinischen Psychologie zum Thema Mitgefühl mit den Erfahrungen kombinierte, die auf einer fundierten buddhistischen Ausbildung mit dem Schwerpunkt Achtsamkeit beruhen, dann könnten sich ihre jeweiligen Spezialgebiete perfekt ergänzen. Und idealerweise die Entfaltung von achtsamem Mitgefühl fördern. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit stellen sie in diesem ebenso informativen wie anregenden Buch vor. Der erste Teil des Bandes handelt davon, was in unserem Gehirn, unserem Nervensystem etc. passiert, wenn Aggression, Begehren, Gier in uns entstehen und uns im Griff haben. Und davon, welche Veränderungen das (Ein-)Üben von Achtsamkeit und Mitgefühl hier bewirken kann. Der zweite Teil des Buches beinhaltet die Übungen: vorwiegend traditionelle buddhistische Praktiken, von Achtsamkeitsmeditation bis Tonglen. Und auch sie werden auf eine Art erläutert, dass man zugleich versteht, wie sie sich auf das Gehirn, die körperlichen Funktionen und die Psyche auswirken. All das seriös wissenschaftlich fundiert, auch für langjährige Dharma-Praktizierende interessant, und in einem leichten, humorvollen Ton präsentiert.

Ingrid Strobl